Heilige-Geist-Kirche, Berlin-Moabit
Umbau und Modernisierung der Berliner Heilige-Geist-Kirche
Offen und einladend sollte die an einer Hauptkreuzung in Berlin-Moabit stehende Heilige-Geist-Kirche werden, so war es der Wunsch der Gemeinde. Dieses Konzept beschränkte sich dabei aber nicht auf das Offenhalten der Türen, was durch die Verlagerung des Gemeindebüros in die Kirche nun tatsächlich vereinfacht wurde.
Vielmehr ging es auch darum, das Gebäude ganzjährig und auf vielfältige Weise nutzen zu können und den attraktiven Kirchenraum zum Zentrum der gemeindlichen Aktivitäten zu machen. Zur langfristigen Refinanzierung können freigewordene Flächen im Gemeindehaus nun vermietet werden.
Tatsächlich eignet sich die 1906 nach einem Entwurf der Architekten Paulus & Dinklage errichtete Kirche in besonderer Weise für dieses Konzept. Der Innenraum stellt eine nahezu ideale räumliche Umsetzung des „Wiesbadener Programmes“ dar. Die hoch überwölbte hexagonale Grundform ermöglicht einen repräsentativen Zentralraum, der dennoch in übersichtlicher Größe bleibt. Das zentrale Hexagon wird sowohl in der Hauptebene, als auch in der Emporenebene von Umgängen umschlossen, was erschließungstechnisch sehr günstig ist und den unterschiedlichen Nutzungen viele Optionen bietet.
Um Flächen aus dem angrenzenden Gemeindehaus in die Kirche integrieren zu können, wurden zwei Bereiche unter den Emporen vom Hauptraum abgetrennt. Die dabei verwendeten großen Glaswände bewahren die visuelle Einheit des Raumes bei gleichzeitiger funktionaler und raumklimatischer Trennung. Das Gemeindebüro wurde dabei im südlichen Raum als eigenständiges Objekt, fast wie ein Haus im Haus, gestaltet. Auf diese Weise wurden die technischen und organisatorischen Anforderungen eines Bürobetriebes in das bauzeitliche Gestaltungskonzept der Kirche gut integriert. Auf der gegenüberliegenden Seite entstand ein Gruppenraum für verschiedene Gemeindeaktivitäten. Die Sakristei wurde in der bauzeitlichen Farbfassung restauriert und steht für den Kindergottesdienst und kleinere Andachten zur Verfügung.
Den größten Raumgewinn stellt jedoch der Kirchenraum selbst dar, der durch eine neue und energieeffizientere Heizungsanlage nun ganzjährig nutzbar ist. Der stark geschädigte Terrazzoboden wurde teilweise erneuert, was den Einbau einer Fußbodenheizung im Zentralraum ermöglichte. Die vormals dicht stehende Bestuhlung wurde reduziert und konnte zum Teil an andere Gemeinden übergeben werden. Der größere Teil verblieb jedoch in umgebauter Form in der Kirche. Das untere Raumdrittel wurde im Zuge der Maßnahme farblich überfasst, wobei die monochrome Farbgebung der 1960er Jahre im Ganzen beibehalten wurde. Nur auf der Emporenebene wurde die bauzeitliche Wandgliederung in vereinfachter Form wieder aufgenommen, um so die in den 1960ern neu gestalteten großen Fenster wieder stimmig in die bauzeitliche Raumgliederung einzubinden. Für die funktional und gestalterisch unbefriedigende Raumbeleuchtung wurde ein neues Konzept entwickelt und in einem ersten Abschnitt unter den Emporen realisiert.
Ein wichtiger Aspekt war der Abbau von Barrieren. Daher wurde in dem Verbindungsstück zwischen Kirche und Gemeindehaus eine Hebebühne für Rollstuhlfahrer, sowie ein barrierefreies WC vorgesehen. Durch eine Rampe zum Kirchenraum sind nun alle öffentichen Bereiche der Hauptebene stufenlos erreichbar.
Bauausführung: 2010 - 2011
Text: Frithjof Stockburger, LSW-Architekten
Fotografien: Maria Jauregui Ponte
Ansprechpartner im Kirchlichen Bauamt: Nils Thamm